Dialyse Nebenwirkungen: Meine persönlichen Erfahrungen und Tipps

Frau auf einem grauen Felsen, die in die Berge blickt

Wenn du wie ich Dialysepatient bist oder kurz davor stehst ein Nierenversagen zu erleiden und eine Dialysebehandlung zu beginnen, dann hast du wahrscheinlich schon viele Fragen im Kopf - insbesondere zu den möglichen Nebenwirkungen. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich selbst zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert wurde. Die Angst vor den Dialyse Nebenwirkungen war groß, aber heute möchte ich dir aus meiner persönlichen Erfahrung heraus berichten, was auf dich zukommen kann und wie du damit umgehen kannst. Los geht’s!

Inhaltsverzeichnis

Der erste Schock: Die Diagnose Niereninsuffizienz

Bevor ich überhaupt über die Dialyse Nebenwirkungen sprechen konnte, stand zunächst die Diagnose Niereninsuffizienz im Raum. Das war ein echter Schock. Als mir der Arzt sagte, dass meine Nieren nicht mehr richtig arbeiten und kurz vor einem Nierenversagen stehen und ich bald mit der Dialyse beginnen müsste, überkamen mich Zweifel und Ängste. Das war für mich nicht nur eine Diagnose, sondern auch ein Wendepunkt in meinem Leben und für mein näheres Umfeld.

Besonders als mir bewusst wurde, dass ich ab sofort regelmäßig 3 mal pro Woche zur Dialysebehandlung gehen müsste, fühlte ich mich wie gefangen. Doch der Gedanke, dass diese Behandlung mein Leben verlängern und meine Lebensqualität verbessern könnte, half mir, mich damit abzufinden. Und da war ja auch mein kleiner Sohn.

Hämodialyse oder Peritonealdialyse?

Nachdem die Entscheidung zur Dialyse feststand, stellte sich die Frage, welche Art der Dialyse ich wählen sollte. Es gibt zwei Hauptarten: die Hämodialyse (HD) und die Peritonealdialyse (auch Bauchfelldialyse genannt). Die Hämodialyse wird in der Regel in einem Dialysezentrum durchgeführt und dauert 4 - 5 Stunden, während bei der Peritonealdialyse die Reinigung des Blutes über das Bauchfell zu Hause erfolgen kann.

Ich entschied mich für die Peritonealdialyse, da war ja noch mein kleiner Sohn der mich braucht. Mit der Peritonealdialyse habe ich zwei Jahre gute Erfahrungen gemacht und meine Lebensqualität dadurch sogar gesteigert, obwohl mich diese Dialyseart alle 4 Stunden zum Beutelwechsel gezwungen hat und das 4 mal am Tag. Aber hey - alles gut.

Die ersten Dialyse Nebenwirkungen

Blutdruckmessung am linken Arm einer Frau
Blutdruckabfall ist bei mir regelmäßig eine Nebenwirkung der Dialyse (Foto: CDC auf Unsplash)

Nach zwei Jahren hat mich dann eine Bauchfellentzündung heimgesucht und mich gezwungen, zur Hämodialyse umzuschwenken .Schon bei den ersten Dialysesitzungen traten die ersten Nebenwirkungen auf. Ich hatte mich zwar darauf vorbereitet, aber es ist trotzdem anders, wenn man es selbst erlebt.

Das häufigste Problem, mit dem ich zu kämpfen hatte, war der Blutdruckabfall. Gerade in den ersten Stunden der Dialysebehandlung kam es immer wieder zu einem Abfall des Blutdrucks. Das fühlte sich an, als ob einem plötzlich alle Kräfte entzogen werden, mir wurde schwindelig.

Auch andere Dialysepatienten, die ich im Zentrum kennenlernte, berichteten von ähnlichen Erfahrungen. Der Blutdruckabfall gehört wohl zu den häufigsten Dialyse Nebenwirkungen. Mein Arzt erklärte mir, dass dies mit dem schnellen Flüssigkeitsentzug während der Blutwäsche zusammenhängt. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper daran, aber trotzdem kann es immer wieder zu solchen Blutdruckschwankungen kommen.

Begleiterkrankungen und Komplikationen

Ein weiteres großes Thema bei der Dialyse sind die Begleiterkrankungen. Viele Dialysepatienten haben bereits Vorerkrankungen. Diese Erkrankungen können die Dialysebehandlung zusätzlich erschweren und zu weiteren Komplikationen führen.

Bei mir war es auch der Bluthochdruck, der bereits vor der Niereninsuffizienz diagnostiziert wurde. Durch die Dialyse hat sich mein Blutdruck zwar etwas stabilisiert, aber es gab auch immer wieder Tage, an denen ich mit erhöhtem Blutdruck zu kämpfen hatte oder der Blutdruck extrem schwankte. Diese Schwankungen machen die Einstellung der Medikamente oft schwierig, und es ist wichtig, regelmäßig mit dem Arzt darüber zu sprechen.

Auch der Diabetes spielt bei vielen Dialysepatienten eine große Rolle. Bei manchen kann sich der Blutzuckerspiegel verschlechtern während der Dialyse, was zusätzliche Medikamente erfordert. Ich kenne Patienten, die regelrecht kämpfen müssen, um ihren Blutzucker im Griff zu behalten.

Der Shunt: Eine dauerhafte Veränderung

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Dialyse Shunt. Wenn du die Hämodialyse machst, brauchst du einen Zugang, über den dein Blut gereinigt werden kann. In den meisten Fällen wird dafür ein sogenannter Shunt angelegt. Das ist eine Verbindung zwischen einer Vene und einer Arterie, die meistens am Arm erfolgt.

Der Shunt ist eine dauerhafte Veränderung deines Körpers. Dort werden zwei Nadeln punktiert: eine in die Arterie (rot gekennzeichnet), durch die das Blut herausgezogen wird und eine in die Vene (blau gekennzeichnet), durch die das gewaschene, saubere Blut wieder zurück in den Körper fließt.

Anfangs fand ich es schwierig, mich an den Shunt zu gewöhnen. Er fühlt sich irgendwie fremd an, und auch optisch ist er natürlich auffällig. Doch mit der Zeit lernst du, damit zu leben. Wichtig ist vor allem, den Shunt gut zu pflegen und immer darauf zu achten, dass er frei bleibt, damit die Blutwäsche reibungslos funktionieren kann.

Auch wichtig ist es, den Shuntarm zu schützen. Das heißt, sich nicht zu stoßen oder zu verletzten. Das kann böse enden.

Juckreiz und trockene Haut

Eine weitere Nebenwirkung mit der ich immer wieder zu kämpfen habe, ist der Juckreiz. Nach einigen Dialysesitzungen merkte ich, dass meine Haut immer trockener wurde und es an verschiedenen Stellen anfing zu jucken. Das ist wohl eine der häufigsten Dialyse Nebenwirkungen und hängt oft damit zusammen, dass der Körper nicht mehr in der Lage ist, bestimmte Abfallstoffe vollständig auszuscheiden.

Zum Beispiel löst wohl ein hoher Phosphatwert im Blut Juckreiz aus, was an der Ernährung liegen kann und sich mit Tabletten bzw. Medikamenten (sogenannte Phosphatbinder), die zu den Mahlzeiten genommen werden, wieder bessern kann. Ich rate Dir grundsätzlich dazu, Deine Ernährung an die Lebensbedingungen mit Dialyse anzupassen.

Gerade nachts war der Juckreiz besonders störend, weil er meinen Schlaf beeinträchtigte. Ich habe verschiedene Cremes ausprobiert, auch Duschcremes können Abhilfe schaffen. Nach vielen Versuchen fand ich schließlich eine, die mir hilft. Auch hier ist es wichtig, mit deinem Arzt zu sprechen und verschiedene Lösungen auszuprobieren, bis du die richtige für dich gefunden hast.

Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System

Eine der schwerwiegenderen Dialyse Nebenwirkungen betrifft das Herz. Durch die Dialyse wird das Herz-Kreislauf-System stark belastet. Mein Arzt erklärte mir, dass die Dialyse eine große Belastung für das Herz darstellt, weil das Herz mehr leisten muss als bei einem gesunden Menschen.

Für mich war das besonders beängstigend, da Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer etwas Bedrohliches haben. Aber auch hier gilt: Mit der richtigen Behandlung und regelmäßigen Kontrollen lassen sich viele dieser Komplikationen in den Griff bekommen. Ich habe gelernt, auf die Signale meines Körpers zu achten und rechtzeitig zu handeln, wenn sich Symptome wie Herzrasen oder ein unregelmäßiger Herzschlag zeigen.

Die psychische Belastung

Neben den körperlichen Dialyse Nebenwirkungen darf man die psychische Belastung nicht unterschätzen. Es ist nicht leicht, sich mit der Tatsache abzufinden, dass man für den Rest seines Lebens auf die Dialyse angewiesen sein könnte. Besonders am Anfang hatte ich oft Symptome wie depressive Phasen, in denen ich mich fragte, wie ich das alles durchstehen soll.

Die Dialysebehandlung beeinflusst dein gesamtes Leben - nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Es erfordert viel Kraft, sich immer wieder zu motivieren und den Mut nicht zu verlieren. Ich habe gelernt, mir in diesen Zeiten Unterstützung zu holen - sei es durch Gespräche mit anderen Dialysepatienten, die genau wissen, was du durchmachst, oder durch die eigene Familie, Angehörige, den Partner oder Partnerin und natürlich Freunde.

Die Hoffnung auf eine Nierentransplantation

Für viele Dialysepatienten bleibt die Hoffnung auf eine Nierentransplantation der Lichtblick am Horizont. Auch für mich ist das eine Möglichkeit, die ich mir offenhalte. Eine Nierentransplantation kann die Dialyse zwar nicht immer vollständig ersetzen, aber sie bietet die Chance auf eine deutlich bessere Lebensqualität. Dank dieser Möglichkeit durfte ich bereits schon mal 5 ½ Jahre das Leben genießen.

Der Weg zur Nierentransplantation ist jedoch nicht einfach. Zunächst einmal muss ein geeigneter Spender gefunden werden, was oft viele Jahre dauern kann - die heutige Wartezeit kann bis zu 10 Jahren betragen. Außerdem ist die Transplantation ein großer operativer Eingriff, der mit Risiken verbunden ist.

Trotzdem träume ich davon, eines Tages vielleicht doch noch ohne die regelmäßigen Dialysesitzungen leben zu können. Aktuell bin wieder in der Vorbereitung zu einer Transplantation, das wäre dann die zweite.

Wie du mit Dialyse Nebenwirkungen umgehen kannst

Nach einigen Jahren Erfahrung mit der Dialysebehandlung, und das sind bis heute 26 Jahre, kann ich sagen: Die Nebenwirkungen lassen sich in den meisten Fällen gut in den Griff bekommen, wenn man rechtzeitig handelt und sich gut informiert. Hier ein paar Tipps aus meiner persönlichen Erfahrung:

  • Höre auf deinen Körper: Wenn du merkst, dass etwas nicht stimmt - sei es ein Blutdruckabfall, Juckreiz oder Herzprobleme - zögere nicht, das deinem Arzt zu melden. Frühes Handeln kann viele Komplikationen verhindern.
  • Pflege deinen Shunt: Der Shunt ist lebenswichtig für die Hämodialyse. Achte darauf, ihn sauber zu halten und regelmäßig kontrollieren zu lassen, damit es nicht zu Komplikationen kommt.
  • Bleibe in Bewegung: Auch wenn die Dialyse belastend ist, versuche, dich regelmäßig zu bewegen. Das stärkt das Herz-Kreislauf-System und kann dazu beitragen, dass die Nebenwirkungen weniger stark auftreten.
  • Achte auf deine Ernährung: Dialysepatienten müssen besonders auf ihre Ernährung achten, um ihren Körper zu entlasten. Dein Arzt oder ein Ernährungsberater kann dir dabei helfen, den richtigen Ernährungsplan zu finden.
  • Suche Unterstützung: Es ist wichtig, dass du dich nicht alleine fühlst. Tausche dich mit anderen Dialysepatienten aus oder nimm professionelle Hilfe in Anspruch, wenn dich die psychische Belastung überfordert.

Fazit: Ein Leben mit Dialyse Nebenwirkungen

Die Dialyse ist eine lebensnotwendige Behandlung für Menschen mit Niereninsuffizienz (Nierenversagen), aber sie bringt auch ihre Herausforderungen mit sich. Die Dialyse Nebenwirkungen können unterschiedlich stark auftreten, aber mit der richtigen Einstellung und den passenden Maßnahmen lassen sie sich oft gut bewältigen.

Meine persönliche Erfahrung zeigt mir, dass es wichtig ist, auf sich selbst zu achten und sich nicht scheuen sollte, Unterstützung zu suchen. Die Dialyse mag eine Belastung sein, aber sie gibt uns auch die Chance auf ein längeres Leben und eine bessere Lebensqualität - und das ist es wert, jeden Tag dafür zu kämpfen.

Eure Tanni

Bildnachweise:
Cover Foto von Denys Nevozhai auf Unsplash

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